DARMSTADT (sir) – 2007 sind die Fahrgastzahlen der HEAG mobilo erstmals auf knapp 35 Millionen gestiegen. “Damit befördern wir mit unseren Bussen und Bahnen rund drei Prozent mehr Fahrgäste als im Vorjahr “, freut sich Matthias Kalbfuss, Vorsitzender der Geschäftsführung der HEAG mobilo.
Die Gründe dafür liegen für die HEAG mobilo auf der Hand: “Wir profitieren einerseits von den hohen Kraftstoffpreisen, andererseits steigt mit der Diskussion um mehr Nachhaltigkeit auch das Umweltbewusstsein. Ist zudem das ÖPNV-Angebot attraktiv, führt das dazu, dass die Menschen Busse und Bahnen stärker nutzen”.
Moderne Fahrzeuge für mehr Nachhaltigkeit
Sein Geschäftsführerkollege Karl-Heinz Holub nennt praktische Beispiele: Seit Anfang 2007 bis heute hat der Konzern 18 neue Straßenbahnen und 25 neue Busse beschafft und damit soviel in den ÖPNV investiert wie noch nie zuvor. “Wir haben für 48 Millionen Euro neue Niederflurfahrzeuge gekauft. Noch nie war unsere Flotte so modern”, stellt Holub fest. “Auf unseren Stadtbuslinien sind die Fahrzeuge im Schnitt zweieinhalb Jahre alt”. Auch die Straßenbahnflotte liegt mit einem Durchschnittsalter von acht Jahren weit unter dem, was branchenüblich ist. 14 Jahre nach Einführung der Niederflur-technik bieten inzwischen 90 Prozent aller Straßenbahnen und 100 Prozent aller Busse des Verkehrskonzerns barrierefreien Zustieg. Alle Neufahrzeuge verfügen über Klimaanlagen und Infotainment und verbessern damit ebenfalls den Komfort der Fahrgäste.
Was nicht nur die Fahrgäste freut: Auch beim Emissionsschutz können die Fahrzeuge des Darmstädter Konzerns hohe Standards vor-weisen: Inzwischen erfüllt knapp die Hälfte der rund 80 Busse die Anforderungen der ab Oktober 2008 geltenden Euro-5-Abgasnorm oder der noch strengeren EEV-Norm. Als erstes Verkehrsunternehmen in Deutschland hat die HEAG mobilo zudem ihren Straßenbahnfuhrpark zu Beginn des Jahres komplett auf Ökostrom umgestellt. “Als kommunales Verkehrsunternehmen sehen wir uns in gesellschaftlicher Verantwortung. Bereits heute erfüllen wir die Anforderungen des hiesigen Nahverkehrsplans und die Vorgaben für die Direktvergabe an HEAG mobiBus “, verweist Kalbfuss auf die Vorgaben aus der Politik.
Digitales Verkehrsmanagement komplett
Einen technischen Quantensprung hat die HEAG mobilo auch im Verkehrsmanagement vollzogen. Seit Juli dieses Jahres arbeitet die HEAG mobilo ausschließlich mit der leistungsfähigeren Digitalfunktechnik. “2003 haben wir im Sprechfunk mit der Umstellung begonnen. Der Wechsel war für uns ein langwieriger und schwieriger Prozess, doch jetzt sind wir in der Lage, unsere Leitstelleninfrastruktur auch für andere Verkehrsunternehmen nutzbar zu machen. Wir verfügen inzwischen über eines der modernsten Leitstellensysteme in Deutschland. In Zusammenarbeit mit den Aufgabenträgern wollen wir in der Zukunft diese Leistung weiter ausbauen”, stellt Holub in Aussicht.
Bereits seit Dezember 2005 steuert die HEAG mobilo im Auftrag der lokalen und regionalen Nahverkehrsgesellschaften auch die Linien privater Busunternehmen. Derzeit werden in der Leitstelle der HEAG mobilo am Böllenfalltor bis zu 150 Fahrzeuge gleichzeitig überwacht. Bei den Bussen sind es ebenso viele eigene wie Fahrzeuge anderer Unternehmen. Den unmittelbaren Nutzen daraus erleben die Fahrgäste seit Dezember 2007. Seither werden auch die Abfahrtszeiten der Regionallinien an den Haltestellen angezeigt. “Insbesondere für die Fahrgäste aus dem Landkreisgebiet ist das eine deutliche Serviceverbesserung. Weite Teile des Verkehrsangebotes in der Region werden dadurch erstmals sichtbar “, stellt Kalbfuss die Vorteile her-aus. Ein weiteres Plus des modernen Verkehrsmanagements: Fahrgäste können sich schon zuhause oder im Büro über eventuelle Linienverspätungen im Internet informieren. Verzögert sich die Abfahrt um mehr als drei Minuten, wird dies in der Internet-Fahrplanauskunft des Rhein-Main-Verkehrsverbundes ausgewiesen.
Die HEAG mobilo will Referenzunternehmen der Branche werden. Bereits 2006 hat sie im Straßenbahnbetrieb ihr Restrukturierungsziel erreicht. Mit ihrem Tochterunternehmen HEAG mobiBus arbeitet sie im Bereich der Busverkehrsleistungen bereits auf Wettbewerbsniveau. Seit 2007 strebt der größte Mobilitätsdienstleister in Südhessen nach Best-Practice-Werten. Dabei geht es dem Unternehmen darum, die eigene Wirtschaftlichkeit zu verbessern, aber auch an der Angebotsqualität will der Konzern weiter feilen.
Direktvergabe kein Zuckerschlecken
Als einen Meilenstein für die Entwicklung der kommenden Jahre im Busbereich wertet die Geschäftsführung die Direktvergabe an HEAG mobiBus. Die politische Entscheidung dazu war im Juli gefallen. Damit bleiben dem Tochterunternehmen der HEAG mobilo die Darmstädter Stadtbuslinien und die Linienverkehre im Landkreis Darmstadt-Dieburg für die kommenden acht Jahre erhalten. Jedoch kann sich die HEAG mobiBus damit künftig an keinen Ausschreibungen mehr beteiligen. “Mit der Direktvergabe entfällt zwar für uns das Risiko, die eigenen Linien in einem irrationalem Wettbewerb zu verlieren, jedoch unterwerfen wir uns dafür höheren Qualitätsanforderungen, schränken unsere unternehmerische Entscheidungsfreiheit ein und tragen in Bezug auf die Fahrgeldeinnahmen das volle wirtschaftliche Risiko”, stellt Kalbfuss heraus. “Angesichts des enormen Preisdrucks wird die Direktvergabe für uns alles andere als ein Zuckerschlecken. Wir werden hart daran arbeiten müssen, den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens auch in den kommenden Jahren sicher zu stellen”, so Kalbfuss wörtlich.
Streckenausbau in Alsbach weiterhin im Plan
Was für den Busbereich die Direktvergabe, ist für den Straßenbahnbereich der Ausbau der Straßenbahntrassen in Alsbach und Arheilgen. “In Alsbach sind die Trassenarbeiten in vollem Gang und wir liegen derzeit gut im Plan”, skizziert Holub die Entwicklung der Neu-baustrecke an der Bergstraße. “Wir sind zuversichtlich, dass wir im Dezember bis zur Melibokusschule fahren und dass unser Schnelllinienkonzept die Politik überzeugt.” Die Baumaßnahme in Arheilgen ist ein städtisches Projekt. “Wir wünschen uns natürlich, die Bahn so schnell wie möglich wieder in Betrieb zu nehmen und unterstützen die Stadt, wo wir können”.
Guter ÖPNV stärkt die Region
Der Verkehrskonzern hat sein Geschäftsergebnis 2007 mit einem Defizit von 21,7 Millionen Euro abgeschlossen. “Bedenkt man die außerordentlich hohen Fahrzeuginvestitionen, können wir mit dem Ergebnis durchaus zufrieden sein”, stellt Kalbfuss fest. Seit Beginn unserer Restrukturierung habe der Konzern seine regelmäßigen laufenden Aufwendungen um rund sechs Millionen Euro verbessert. Für die Belegschaft habe das zahlreiche Veränderungen bedeutet. Das reiche von neuen Dienstplänen bis hin zum neuen, niedrigeren Tarif-vertrag, der seit 2006 gilt. Trotz der weiterhin steigenden Kosten will die HEAG mobilo den Zuschussbedarf der öffentlichen Hand auf dem aktuellen Stand halten. Dies setze jedoch voraus, dass die Zuschüsse für den ÖPNV nicht weiter sinken und die Politik das Leistungsangebot auf den HEAG-Linien nicht einschränkt. Ein attraktiver ÖPNV sei ein wesentlicher Faktor, um die hiesige Standortqualität für die Wirtschaft und für die Bürger zu stärken und die Region auf Wachstumskurs zu halten. Gleichzeitig unterstütze der ÖPNV die Kommunen in ihrem Bestreben um mehr Nachhaltigkeit. Davon profitierten insbesondere Pendlerregionen mit einem hohen Mobilitätsbedarf. “Unser guter ÖPNV ist ein Pfand, mit dem wir wuchern können”, so Kalbfuss abschließend.