DARMSTADT (sir) – Seit dem 1. August ist Michael Dirmeier Geschäftsführer der HEAG mobilo und leitet gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Geschäftsführung Matthias Kalbfuss die Geschicke des Darmstädter HEAG Verkehrskonzerns. In seiner 100-Tage-Bilanz zieht der neue Technik-Chef ein erstes positives Fazit.
Dirmeier, der zuletzt in Hamburg gearbeitet hat und derzeit noch zwischen beiden Städten pendelt, hat nach eigenen Aussagen inzwischen in seiner neuen beruflichen Heimat gut Fuß gefasst und die erste Zeit vor allem genutzt, um zahlreiche Gespräche zu führen. Die offene, herzliche Art, mit der er an seiner neuen Wirkungsstätte empfangen wurde, hat ihn dabei ebenso überrascht wie gefreut. Die positive öffentliche Wahrnehmung des Verkehrskonzerns und des ÖPNV insgesamt habe ihm zudem den Einstieg erleichtert, stellt Dirmeier heraus. „Die Darmstädter sind sich ihrer langen Straßenbahn-Tradition besonders bewusst, entsprechend hoch ist der Stellenwert von Bussen und Bahnen“, schildert der 53-Jährige Diplom- und Wirtschaftsingenieur seine ersten Eindrücke.
Innerbetrieblich schätzt der Neu-HEAGser vor allem die schnellen und kurzen Wege – eine Folge der schlanken Strukturen im Verkehrskonzern. Dirmeier will vor allem guten ÖPNV machen. Die Betrachtung des ÖPNV als eine Dienstleistung, die nicht nur auf den Betrieb gerichtet ist, sondern die den Blick auf die Infrastruktur mit einschließt, ist dabei für ihn ganz wesentlich. Dabei gelte es nicht nur die bisherigen Standards zu halten, sondern diese auch weiter zu entwickeln. Für Dirmeier gehören Neubauprojekte wie die Straßenbahn zur Lichtwiese und die Anbindung nach Roßdorf und Groß-Zimmern unbedingt dazu. Aber auch den bereits begonnenen barrierefreien Ausbau der Haltestellen will Dirmeier weiter voranbringen. Derzeit entsprechen etwa die Hälfte der Straßenbahnhaltestellen den künftigen gesetzlichen Anforderungen. Bis 2022 soll auch die andere Hälfte der mehr als 160 Tramhaltepunkte modernisiert sein. Als eine Mammutaufgabe sieht Dirmeier vor allem die Instandhaltung der bestehenden Gleistrassen: „Wir müssen einen Infrastrukturstandard erreichen, der uns einen regulären Betrieb ermöglicht – derzeit sind die Eingriffe für die Streckeninstandhaltung meist so gravierend, dass es ohne mehrwöchige betriebliche Einschränkungen nicht geht. Das belastet uns in unserer an sich guten Angebotsqualität“. Doch auch Dirmeier weiß, dass es noch einige Jahre dauern wird, bis sich an dieser Situation etwas ändert. Solange bleiben Ersatzverkehre in den Sommerferien weiterhin unausweichlich.
Wie auch andere Verkehrsunternehmen sieht Dirmeier den HEAG Verkehrskonzern vor widerstreitenden Anforderungen: „Die Ansprüche der Fahrgäste und der Politik steigen. Gleichzeitig wird der finanzielle Spielraum immer enger – nicht zuletzt wegen der stetig steigenden Kosten“. In dieser Gemengelage das Optimum an Qualität zu finden, sieht Dirmeier als seine persönliche Herausforderung. Derzeit nutzen die Menschen in der Region die Busse und Bahnen im Verkehrskonzern jährlich mehr als 41,6 Mio. Mal. Nach den Angaben der Darmstädter Bürgerumfrage 2012 nutzen 22 Prozent der Einwohner Busse und Bahnen täglich. Aus der Großstadt Hamburg kennt Dirmeier deutlich höhere Werte und sieht auch für Darmstadt in der ÖPNV-Nutzung noch „Luft nach oben“. Geht es nach Dirmeier, sollen künftig noch mehr Menschen mit der HEAG mobilo fahren. Der Kommunikation mit den Kunden räumt auch der neue Geschäftsführer dabei einen hohen Stellenwert ein. Der neue Internetauftritt der HEAG mobilo ist dabei ein Anfang. 2014 will der Verkehrskonzern auch auf Facebook und Twitter aktiv sein.
Geht Dirmeiers Erwartung auf, dann wird sich die HEAG mobilo in absehbarer Zeit auch Gedanken um zusätzliche Bahnen machen müssen. Denn die Beschaffung von neuen Straßenbahnen braucht einen mehrjährigen Vorlauf. Bis 2019 wird sich an der Straßenbahnflotte vorerst nichts ändern – allerdings können sich die Kunden der HEAG mobiBus bereits 2014 auf neun neue Fahrzeuge freuen – unter anderem soll es Mitte nächsten Jahres neue Großraumfahrzeuge für den AirLiner geben. Die Ausschreibung dafür läuft bereits.