Wenige Tage nach seiner Ernennung zum Vorstandsvorsitzenden der Nahverkehrsorganisation DADINA stellte Oberbürgermeister Jochen Partsch gemeinsam mit dem Kreisbeigeordneten Christel Fleischmann am Montag (17.) die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie zur „ÖPNV-Untersuchung Korridor Darmstadt – Roßdorf – Groß-Zimmern“ vor. Bereits im Sommer 2013 wurde ein Teilbericht zur Straßenbahnanbindung der TU-Lichtwiese vorgelegt, auf dessen Grundlage die Stadt Darmstadt eine Umsetzung des Projektes beschlossen hat. Parallel dazu wurde die Untersuchung für die Strecke nach Roßdorf und Groß-Zimmern durchgeführt. Das Zentrum für integrierte Verkehrssysteme (ZIV) bearbeitete dabei drei Varianten, so genannte Mitfälle, für die auch überschlägige Nutzen-Kosten-Faktoren berechnet wurden.
Straßenbahn auf ehemaliger Bahntrasse
Die untersuchte neue Straßenbahntrasse verläuft in Darmstadt (vom Hauptbahnhof kommend) über die Landgraf-Georg-Straße in Richtung Ostbahnhof. Dort ist eine Unterführung der B 26 und der Gleise der Odenwaldbahn sowie ein Halt am Ostbahnhof vorgesehen. Im Weiteren folgt die Straßenbahnlinie bis Roßdorf und um Roßdorf herum der ehemaligen Bahntrasse nach Groß-Zimmern. Östlich von Roßdorf an der B 38 liegen die Endpunkte des Mitfalls 1 (etwas weiter nördlich) und des Mitfalls 2 (etwas weiter südlich). Beim Mitfall 3 wird die Straßenbahntrasse über Gundernhausen auf der alten Bahntrasse bis nach Groß-Zimmern geführt.
Die Baukosten würden für den Mitfall 1 (ca. 8,8 km) 78,8 Millionen Euro, für den Mitfall 2 (ca. 9,4 km) 83,4 Millionen Euro und für den Mitfall 3 (ca. 14,8 km) fast 125 Millionen Euro betragen.
Kein ausreichender Nutzen-Kosten-Faktor erreicht
Keine der drei Varianten erreicht allerdings einen Nutzen-Kosten-Faktor von mindestens 1,0, was für eine Förderfähigkeit durch das Land Hessen notwendig wäre. Nach Ansicht der Gutachter liegt dies vor allem an den hohen Investitionskosten, an den längeren Streckenabschnitten ohne direkte Erschließungswirkung und an der heute schon recht hohen Nachfrage im ÖPNV.
DADINA geht auf das Land Hessen zu
Oberbürgermeister Jochen Partsch sieht die Straßenbahnverbindung weiterhin als ein sinnvolles Projekt an, mit dem noch weitere Fahrgastpotentiale erschlossen werden könnten. Allerdings reichen diese Potentiale nach dem so genannten Standardisierten Bewertungsverfahren nicht aus, um die Investitionskosten zu rechtfertigen. Die DADINA wird deshalb beim Land Hessen nochmal versuchen, eine Landesförderung für die Straßenbahn auch ohne den entsprechenden Nutzen-Kosten-Faktor zu erreichen. “Viele positive Aspekte einer neuen Straßenbahn wie zum Beispiel im Bereich der Stadtentwicklung und bei Standortvorteilen für Unternehmen werden beim jetzigen Bewertungsverfahren nicht berücksichtigt”, erklärt der DADINA-Vorstandsvorsitzende Partsch.
Sammelbuslinie angedacht
Wie es weitergehen kann, wenn eine Straßenbahn im Korridor Darmstadt – Roßdorf – Groß-Zimmern nicht realisiert wird, stellte die DADINA am Montag ebenfalls in Aussicht. Denn die Probleme der heutigen ÖPNV-Verbindungen wie hohe Auslastung der Fahrzeuge, Stau am Ostbahnhof und die zahlreichen Busse in der Darmstädter Innenstadt bleiben weiter bestehen. “Deshalb müssen Alternativen zur Straßenbahnbedienung für einen zukunftsträchtigen ÖPNV in Zusammenarbeit zwischen der Wissenschaftsstadt Darmstadt und dem Landkreis Darmstadt-Dieburg geprüft werden”, ergänzt Kreisbeigeordneter Christel Fleischmann.
“Die Nachteile der Straßenbahnlinie wie hohe Investitionskosten und eine Führung um die Gemeinde Roßdorf herum lassen sich durch eine Sammelbuslinie im genannten Korridor vermeiden”, erklärt er weiter. Voraussichtlich müssten größere Busse als die heutigen Gelenkbusse eingesetzt werden. Wichtig für eine Verkürzung der Fahrtzeiten wäre eine unabhängige Führung am Ostbahnhof, die durch eine Nutzung der alten Bahntrasse und eine Unterführung erreicht werden könnte. Es wäre der Einsatz sowohl von konventionellen, als auch von elektrisch betriebenen Bussen denkbar. Hierbei soll auch untersucht werden, inwieweit die Probleme mit den zahlreichen Bussen in der Darmstädter Innenstadt durch eine andere Führung der Buslinien in Darmstadt gelöst bzw. gemindert werden können.
Machbarkeitsstudie wird in Verbandsversammlung vorgestellt
“Auch der Bau einer Straßenbahnverbindung von der Darmstädter Innenstadt nur bis zum Ostbahnhof könnte eine Alternative sein. Dann müssten aber viele (oder alle) Buslinien am Ostbahnhof gebrochen werden, und für die Fahrgäste aus dem östlichen Landkreis entsteht ein Umsteigezwang”, meinte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Fleischmann.
Die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie sollen in der Verbandsversammlung der DADINA vorgestellt werden, die am Donnerstag (3.4.) ab 16.30 Uhr im Europasaal der Bahngalerie am Hauptbahnhof in Darmstadt tagt.
Die Verbesserungen im Korridor Darmstadt – Roßdorf – Groß-Zimmern, sind für die Zukunft des ÖPNV in der Stadt Darmstadt und im östlichen Landkreis von entscheidender Bedeutung, so Partsch und Fleischmann abschließend.