Straßenbahngeneration ST15

Die erste ST15, auch TINA genannt, ist im Dezember 2022 in Darmstadt angekommen – 24 weitere folgen schrittweise bis 2025. Insgesamt 25 neue Straßenbahntriebwagen der Baureihe ST15 hat die HEAG mobilo bei dem Schweizer Hersteller Stadler bestellt. Der Auftragswert liegt bei rund 100 Millionen Euro. Die neuen Bahnen mit einem total integrierten Niederflur-Antrieb, kurz TINA, werden die alten hochflurigen ST12-Bahnen (Baujahr 1991) schrittweise ersetzen.  

Start Description of the image Wer wir sind Description of the image Projekte und Kampagnen Description of the image Straßenbahntriebwagen ST15 (TINA) 

Vorteile und Technik

In den neuen Straßenbahnen finden bis zu 279 Menschen Bahn Platz. Dank der großen Panoramafenster und maximale Deckenhöhen wirkt der Innenraum hell, großzügig und geräumig. Eine größere Durchgangsbreite sorgt für mehr Barrierefreiheit. Auch die integrierten Schwenkrampen und die Mehrzweckbereiche verhelfen Menschen mit Beeinträchtigungen zu mehr Mobilität. Der Fahrgast-Innenraum sowie auch die Fahrkabine verfügen über umweltfreundliche CO2-Klimaanlagen. Gegenüber herkömmlichen Kältemitteln werden dadurch jährlich 14 Tonnen CO2 pro Fahrzeug eingespart. Außerdem sorgen USB-Lade-Ports für mehr Komfort für die Fahrgäste. Um die Bahnen noch sicherer zu machen, ist sie mit den neuesten Sensoren und Fahrassistenzsystemen ausgestattet. 

Sie möchten einen virtuellen Blick in unsere Straßenbahn werfen? Dann sind Sie in unserem 360°-Rundgang genau richtig: HEAG mobilo ST15 „TINA“ | 360°-Rundgang 

Häufige Fragen 

TINA steht für „Total Integrierter Niederflur-Antrieb“ und bezeichnet das Modell aus technischer Sicht. In Darmstadt ist es die 15. Generation von Straßenbahntriebwagen (ST) und wird daher als ST15 bezeichnet, es handelt sich dabei also um die lokale Bezeichnung.

Hierfür gibt es drei Gründe:

  1. Zur Umsetzung der Mobilitätswende in Darmstadt sind verschiedene Maßnahmen beschlossen worden, unter anderem auch ein neues Fahrplankonzept sowie eine Straßenbahn-Netzerweiterung. Dadurch ist ein höherer Fahrzeugbedarf entstanden.
  2. Mit der Neubeschaffung soll eine sog. “Instandhaltungsreserve” aufgebaut werden, d.h. mehr neue Fahrzeuge ersetzen weniger, ältere Modelle, um Ausfällen vorzubeugen und den Straßenbahnbetrieb zu stabilisieren.
  3. Die ältesten Straßenbahnen unserer Flotte vom Modell ST12 haben nach über 30 Jahren nun das Ende ihrer Betriebsdauer erreicht. Die ST15-Bahnen ersetzen die auslaufenden ST12-Modelle. Ihre Anschaffung trägt zum einen dem Wunsch nach konstanter Modernisierung Rechnung, um unseren Fahrgästen ein komfortables Fahrerlebnis zu bereiten. Außerdem wird damit ein höheres Maß an Barrierefreiheit erreicht, da durch den Austausch der ST12 gegen die ST15 perspektivisch nur noch niederflurige Straßenbahnen im Liniennetz der HEAG mobilo im Einsatz sein werden.
  • Beförderungskapazität 279 Personen, also mehr als 10% effizienter als eine ST14 mit Beiwagen (Beförderungskapazität 251 Personen)
  • Klimatisierung über die gesamte Länge,
  • modernes Erscheinungsbild mit verbesserter Gestaltung innen und außen, Panoramafenstern, USB-Ladeplätzen und optimiertem Fahrgefühl,
  • optimierter Fahrgastraum mit hohem Niederfluranteil, großzügigen Durchgangsbreiten und Multifunktionsbereichen ermöglicht eine barrierefreie Erreichbarkeit der Sitzplätze von jeder Fahrzeugtür,
  • verbesserte Energieeffizienz durch CO2-neutrales Kältemittel für die Klimaanlage sowie Heizung mittels Wärmepumpe,
  • Assistenzsystem für das Fahrpersonal, das somit energiesparender fahren kann.

Straßenbahnen sind immer Einzelanfertigungen mit einem insgesamt hohen Individualisierungsgrad. Ab der Ausschreibung des neuen Fahrzeugs durchläuft der Prozess verschiedene Stadien: Zunächst wird noch beim Hersteller die so genannte statische Inbetriebnahme durchgeführt. Das bedeutet, dass bestimmte Funktionen im Stand getestet werden. Nach der Auslieferung finden vor Ort dynamische Tests verschiedener Systeme statt, wie beispielsweise Bremsen, Antrieb und andere Tür- und Assistenzsysteme. Nach Abschluss dieser Tests können die Fahrzeuge vorläufig in Betrieb genommen werden. In dieser Phase befinden wir uns derzeit. Am Ende des Prozesses steht die Inbetriebnahmegenehmigung nach §62 BO Strab (Betriebsordnung Straßenbahn). Hierzu müssen die noch offenen Punkte abgearbeitet und geprüft werden. Die technische Aufsichtsbehörde (TAB), die am Ende des Prozesses die endgültige Inbetriebnahmegenehmigung erteilt, ist beim Regierungspräsidium Darmstadt angesiedelt. Auch mit ihr befinden wir uns in stetigem Austausch. Sie ist kontinuierlich in den Prozess eingebunden.

Um sicherzustellen, dass die Fahrzeuge die im Vertrag zugesicherten Eigenschaften z .B. hinsichtlich Zuverlässigkeit, Wartungsfreundlichkeit und Fahrgastkomfort aufweisen, wurde mit dem Hersteller ein Probebetrieb vereinbart. Dieser dauert derzeit noch an. Wir testen den ST15 in unserem Liniennetz auf Herz und Nieren. In dieser Phase ist es normal, dass Anpassungen und Korrekturen notwendig werden, die wir nach und nach zusammen mit dem Hersteller Stadler umsetzen

Die Töne, die bislang beim Öffnen und Schließen der Türen zu hören waren, wurden bis Ostern 2025 in Häufigkeit und Lautstärke reduziert. Die nun entwickelte Anpassung beinhaltet den Entfall des Tür-Bereitstellungstons. Statt des Pieptons ist dann nur noch der deutlich leisere „Kuckuck“ zu hören, wenn an einer Haltestelle keine Tür geöffnet wird.

Des Weiteren erklingen die Warntöne statt beim Öffnen und Schließen nur noch beim Schließen der Tür. Gleichzeitig wurden sie in ihrer Lautstärke deutlich reduziert. Der Anpassung ging ein intensiver Abstimmungsprozess mit dem Hersteller Stadler, der Technischen Aufsichtsbehörde und den Behindertenvertretungen aus Stadt und Landkreis voraus.

HEAG mobilo im Dialog

Die HEAG mobilo möchte den Dialog mit den Anliegenden des Streckennetzes kontinuierlich fortsetzen. Wir suchen den Austausch und arbeiten mit verschiedenen Interessensgruppen zusammen. Wenn Sie Fragen, Anliegen oder Beschwerden zum neuen Triebwagen des Typs ST15 haben, melden Sie sich gerne unter st15@heagmobilo.de.

Bürgerdialog zur Vorstellung des Gutachtens

Am 27. Mai hat die HEAG mobilo die Ergebnisse des unabhängigen Gutachtens zu Schwingungen durch den Betrieb der neuen Straßenbahnen des Typs TINA der Öffentlichkeit vorgestellt. Rund 130 Menschen folgten im Justus-Liebig-Haus den Ausführungen von Gutachter Udo Lenz. Das Gutachten zeigt unter anderem, dass die Erschütterungen an der Mehrzahl der Messorte im Vergleich zu den Altfahrzeugen um mehr als 25 Prozent zugenommen haben.
Dr. Ansgar Brockmeyer von Stadler Rail stellte anschließend einen Plan zu Modifikationen am Fahrwerk vor, um die Vibrationen zu reduzieren. Diese werden nun weiterentwickelt und in die Serienfahrzeuge integriert. Stadler geht davon aus, dass dadurch die Erschütterungen bis Ende des Jahres 2025 maßgeblich gesenkt werden können.
Im Anschluss an die Veranstaltung konnten sich die Anwesenden direkt mit den Beteiligten austauschen.

Veröffentlichung des Erschütterungsgutachtens zur TINA-Straßenbahn

Bis Anfang 2025 hatte das unabhängige Gutachterbüro FCP IBU Erschütterungsmessungen an zehn ausgewählten Standorten im Stadtgebiet Darmstadt sowie im Landkreis Darmstadt-Dieburg durchgeführt. Ziel war es, eine objektive Datengrundlage für die eingegangenen Beschwerden über spürbare Erschütterungsimmissionen zu schaffen.

Die Auswertung der Messergebnisse ist inzwischen abgeschlossen. Wie angekündigt, stellen wir Ihnen das vollständige Gutachten ab sofort zum Download bereit.

Bitte beachten Sie: Aus Datenschutzgründen mussten einzelne personenbezogene Angaben unkenntlich gemacht werden.

Was steht im Gutachten?

Das Gutachten belegt an den meisten Messstandorten eine Zunahme der durch die TINA-Straßenbahnen verursachten Erschütterungen um über 25 Prozent. Damit wird die  Wahrnehmung vieler Anwohnender weitgehend bestätigt. Obwohl die Fahrzeuge die zugrunde gelegten technischen Normen einhalten, ist im Vergleich zu älteren Fahrzeugtypen eine messbare Mehrbelastung nachgewiesen worden.

Nach Einschätzung des Gutachters sowie des Herstellers Stadler liegt die Hauptursache für die verstärkten Erschütterungen in der Konstruktion des Fahrwerks der TINA-Bahnen. Eine technische Lösung zur Reduzierung muss daher auf Fahrzeugseite entwickelt werden.

Wie geht es nach dem Gutachten weiter?

Die HEAG mobilo steht vor einer komplexen Herausforderung: Für eine tragfähige Lösung im Sinne der Anwohnenden müssen wir technische, betriebliche und rechtliche Rahmenbedingungen miteinander in Einklang bringen.

Im Rahmen der Dialogveranstaltung am 27. Mai 2025 hat der Hersteller Stadler den Bürgerinnen und Bürgern zugesagt, bis Ende 2025 technische Nachbesserungen an den TINA-Fahrzeugen vorzunehmen. Ziel ist es, die Erschütterungen spürbar zu reduzieren und auf ein akzeptables Maß zu begrenzen.

Wir stimmen nun gemeinsam mit Stadler die notwendigen technischen Anpassungen ab und konkretisieren den Zeitplan für die Umsetzung. Über den Fortschritt dieses Prozesses werden wir Sie auch künftig regelmäßig informieren.

Das Gutachten können Sie unter Downloads herunterladen.

Häufige Fragen zum Thema Erschütterungen 

Die Fahrzeuge haben ein neues Erscheinungsbild und einen anderen Aufbau als die Vorgänger-Modelle, machen andere Geräusche und erzeugen andere Schwingungen. Sie verhalten sich daher auch im Zusammenspiel mit der örtlichen Infrastruktur anders. Ob die Erschütterungen der TINA objektiv stärker sind, wurde durch ein unabhängiges Gutachten mit repräsentativen Messungen geprüft.

Seit Mitte 2023 wurden uns einzelne Beschwerden über vom ST15 verursachte Vibrationen aus verschiedenen Teilen Darmstadts und des Landkreises zur Kenntnis gebracht. Im Dezember 2023 haben wir ein unabhängiges Gutachterbüro eingebunden. Das Gutachterbüro wurde Anfang 2024 mit einer gutachterlichen Stellungnahme zur Vibrationsthematik beauftragt und wertete diese in Februar/März 2024 aus. Die Technische Aufsichtsbehörde hat aufgetragen, dass außerdem Messungen der Vibrationen an repräsentativen Stellen im Liniennetz durchgeführt werden sollen. Dafür wurde im Herbst 2024 ein unabhängiges, staatlich geprüftes Gutachterbüro beauftragt. Die Auswertung der Messergebnisse wurde Anwohnenden, Betroffenen und Presse Ende Mai 2025 in einer Dialogveranstaltung vorgestellt.

Für die Bewertung der Immissionen des ST15 wurden im Herbst/Winter 2024 Schwingungsmessungen in Gebäuden durch ein unabhängiges, staatlich geprüftes Gutachterbüro durchgeführt. Dazu wurden mehrere Schwinggeschwindigkeitsaufnehmer (Geophone zum Messen von Schwingungen) und Mikrofone (zum Messen von Sekundärluftschall) an unterschiedlichen definierten Positionen innerhalb der Gebäude aufgestellt. Die Messungen benötigten pro Gebäude ca. 4,5 Stunden. Die Messdaten wurden im Anschluss durch das Gutachterbüro ausgewertet.
Selbstverständlich wurde im Zuge der Messungen darauf geachtet, dass TINA-Fahrzeuge und ältere Modelle im Mess-Zeitraum fahren. Die Geschwindigkeit der vorbeifahrenden Fahrzeuge wird erfasst. Die Vibrationswirkung aller Bahnen wurde gründlich per Protokoll dokumentiert (Fahrzeugmodell, Fahrzeugnummer etc.).

Die Messungen fanden an repräsentativen Orten im Straßenbahnnetz statt, aus deren Umfeld gehäuft Beschwerden eingegangen waren. Alle Messorte befinden sich also in einem Beschwerde-Hotspot. „Repräsentativ“ bedeutet, dass die Messorte die verschiedenen im Straßenbahnnetz vorhandenen Randbedingungen widerspiegeln. Bei der Auswahl der Messorte spielten unter anderem Faktoren wie Lage, Alter und Bauweise der Gebäude eine Rolle. Die Messpunkte wurden durch das Gutachterbüro nach den genannten Kriterien ermittelt und bestimmt. In Absprache mit der Technischen Aufsichtsbehörde wurden diese daraufhin von der HEAG mobilo festgelegt.

Das Gutachten ist eindeutig: Es gibt eine deutliche Zunahme an Erschütterungsimmissionen durch das Fahrzeug im Vergleich zu den Altfahrzeugen. Die Beschwerden der Anwohnerinnen und Anwohner werden durch die Messergebnisse weitgehend bestätigt. Das Fahrzeug entspricht den technischen unterstellten technischen Normen, verursacht aber dennoch übermäßige Erschütterungen. Das macht die Lage so komplex. Die Lösung muss am Fahrzeug gefunden werden. Das Gutachten wird auf der HEAG mobilo Webseite zur Verfügung gestellt.

Stadler hat bereits im April 2025 verschiedene Modifikationen am Fahrwerk getestet, um die Vibrationen zu reduzieren. Diese werden nun weiterentwickelt und in die Serienfahrzeuge integriert.

Stadler geht davon aus, dass mit den eingeleiteten Maßnahmen die Erschütterungen bis Ende des Jahres 2025 maßgeblich gesenkt werden können.

Neben den genannten Vibrationsmessungen wurden weitere Maßnahmen ergriffen: Wo möglich und sinnvoll, wurden erste Maßnahmen ergriffen (beispielsweise durch Schleifarbeiten an Schienenstößen oder den Ausbau nicht mehr benötigter Gleiswechsel, fortlaufende Kontrollen). Dadurch konnte an einigen Stellen bereits eine signifikante Verbesserung für Anwohnende erreicht werden.

Der Einsatz älterer Bahnen in den Nachtstunden ist betrieblich nicht umsetzbar. Straßenbahnen sind den ganzen Tag im Netz unterwegs und können nicht einfach ausgetauscht werden. Ein Tempolimit hingegen würde den Fahrplan massiv beeinflussen und es ist laut gutachterlicher Einschätzung nicht sichergestellt, dass eine Reduzierung mit Blick auf das Gesamtnetz zu einer relevanten Verbesserung der Erschütterungen führen würde. Die HEAG mobilo wird jedoch Bahnen, die nach einem Umbau weniger Erschütterungen erzeugen, vornehmlich einsetzen.